Ja! Und nein…
Im letzten Jahr wurden mit vermehrt Artikel und Social Media Posts angezeigt, dass Meditation schädlich – sogar gefährlich sei! Da ich geführte Meditationen fast täglich nutze und sie mir sehr helfen, ein bewussteres Leben zu führen, ist es mir ein Bedürfnis, meine Gedanken zu diesem Thema mit dir zu teilen.
Zunächst einmal für diejenigen, die bisher nur das Wort „Meditation“ gehört haben, eine kurze Erklärung:
Was ist Meditation?
Meditation ist ein nach innen gerichteter Prozess, bei dem die Aufmerksamkeit bewusst vom Außen auf innere Vorgänge gelenkt wird. Meditation verfolgt kein starres Ziel, sondern öffnet einen Raum für innere Entwicklung.
Ziel ist es, sich ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und den stetigen Gedankenfluss zu beobachten – ohne ihn zu bewerten. Wer lernt, Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen einfach wahrzunehmen, ohne sie sofort einzuordnen oder verändern zu wollen, erfährt oft eine tiefe innere Gelassenheit. Manche Menschen berichten von einem Loslassen alter Muster, Schmerzen oder belastender Gedanken.
Meditation kann dazu führen,
„immer feinere Bewusstseinsebenen zu erfahren und
letztendlich auch die feinste Ebene der Gedanken zu überschreiten (zu transzendieren)
und einen Zustand zu erlangen, in dem alle Gedanken zur Ruhe kommen.“
(Quelle: https://meditation.de/blog/was-ist-meditation/)
Es gibt viele verschiedene Formen und Traditionen der Meditation – von stiller Sitzmeditation über geführte Reisen bis hin zu bewegten Formen wie Gehmeditation oder Yoga. Jede*r muss für sich selbst herausfinden, welche Praxis am besten zur eigenen Persönlichkeit und Lebenssituation passt.
Auch körperlich zeigt Meditation Wirkung: Durch die tiefe Atmung und den reduzierten Puls wird das Nervensystem beruhigt. Die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol nimmt ab – was langfristig sogar das Risiko für stressbedingte Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Organschäden senken kann.
Wichtig ist: Meditation braucht Zeit. Schon fünf bis zehn Minuten täglich können spürbare Veränderungen bewirken. Wer dranbleibt und die Praxis in den Alltag integriert, wird nach und nach tiefere Ebenen von Bewusstsein und Ruhe entdecken.
Meditation hat Nebenwirkungen – wie jedes wirksame Mittel
So wohltuend und heilsam Meditation auch sein kann – sie ist kein Allheilmittel. Und genau wie bei Medikamenten gilt: Wo Wirkung ist, da können auch Nebenwirkungen auftreten.
Nach deinem ersten Termin beim Physiotherapeuten können sich deine Schmerzen verschlimmern, weil der Körper aufgelöstes Gewebe verarbeitet. So kann es auch in der Meditation zu einer sogenannten Erstverschlimmerung kommen. Viele Menschen hören mit Meditation auf, wenn es herausfordernd und schwierig wird. Wenn Gedanken kommen wie „ich lebe gar nicht das Leben, das ich will“ oder „diese Person tut mir ja gar nicht gut!“.
Die entscheidende Frage lautet:
Hörst du an diesem Punkt auf – oder gehst du durch den Prozess hindurch, um wirklich zu heilen?
In unserer Gesellschaft sind wir daran gewöhnt, dass Medikamente reguliert sind. Nehmen wir zum Beispiel Ibuprofen: Es ist rezeptfrei in jeder Apotheke erhältlich, obwohl es bei häufiger oder falscher Anwendung durchaus ernsthafte Nebenwirkungen haben kann – von Übelkeit und Bauchschmerzen bis hin zu erhöhtem Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Trotzdem gibt es keine Kontrolle darüber, wie viel jemand davon kauft oder einnimmt.
Auch Meditation ist frei zugänglich. Die Kritik, die hier geäußert wird, ist: Meditation sollte besser reguliert und kontrolliert werden.
Welche „Nebenwirkungen“ können bei Meditation auftreten?
Wer z. B. unter Depressionen, Angststörungen oder traumatischen Erfahrungen leidet, kann durch eine unbegleitete Meditationspraxis in eine akute Verschlechterung geraten. Themen, die lange verdrängt wurden, können plötzlich ans Licht treten – was einerseits ein Schritt in Richtung Heilung sein kann, andererseits aber auch Überforderung auslösen kann.
Üblicherweise steht in den Packungsbeilagen „Konsultieren Sie Ihren Arzt vor der Anwendung, wenn Sie“ und vielleicht sollte das auch bei Meditation eingeführt werden.
Man könnte also bei Meditations-App hinzufügen:
„Konsultieren Sie eine*n Therapeut*in vor der Anwendung, wenn Sie psychisch vorbelastet oder gefährdet sind.“
Schauen wir nun einmal ganz genau darauf, inwieweit Meditation für dich und andere gefährlich ist:
Für dich ist Meditation „gefährlich“, weil
- Dein Bewusstsein erhöht wird für deine Bedürfnisse und Wünsche.
- Dein Bewusstsein erhöht wird für das, was im Außen passiert. Weltschmerz ist ein Stichwort.
- Deine Wahrnehmung erhöht wird für (äußere) Reize. Reizüberflutung (Hypersensibilität) kann eine Folge sein. Beispielsweise werden Geräusche lauter wahrgenommen und Emotionen von anderen stärker gespürt („die Stimmung im Raum spüren können“).
- Dein Ego leiser wird und bestimmt nicht mehr deinen Lebensweg. Dir werden Verhaltens- und Denkmuster bewusst und plötzlich beschäftigst du dich mit Glaubenssätzen und deinen Konditionierungen. Das kann zur Identitätskrise führen und der Wunsch nach Loslassen von alten Mustern und Weiterentwicklung kann auftreten
Der wirklich kritische Punkt ist allerdings dieser:
- Unterdrückte Emotionen und Situationen (Traumata) können ins Bewusstsein treten. Das ist oft nur schwer auszuhalten und kann zu Angstzuständen und erhöhtem Stress führen. Hier ist es unbedingt erforderlich, dass du diese Themen therapeutisch aufarbeitest.
Vor allem aber ist Meditation gefährlich für Systeme und Industrien
- Du wirst Systeme und Industrien in Frage stellen.
- Du wirst merken, dass im Außen etwas nicht stimmt. Hast vielleicht den Gedanken, dass es so wie es ist, nicht weiter gehen kann. Dein Bewusstsein schärft sich und das führt zum NEIN. STOPP – Sagen. Welche*r Politiker*in möchte das schon?
- Du wirst mehr Selbstakzeptanz und Selbstwert erfahren. Das führt ebenso zum NEIN. STOPP. – Sagen. „Ich bin mir selbst mehr wert und ich bin gut so, wie ich bin“. Ein gefährlicher Satz für alle möglichen Industrien (Pharma, Beauty, Fitness, Social Media etc.), die bisher Geld mit Dir gemacht haben. Denke mal darüber nach.
- Meditation ist im Grunde genommen kostenlos. Niemand kann mit Dir Geld machen. Schlecht für die Wirtschaft.
- Dein materialistisches Denken lässt nach mit der Zeit. Ganz schlecht für die Wirtschaft. Gut für die Umwelt.
- Dein Wettbewerbs- und Leistungsdenken lässt nach. Du wirst im Alltag mehr Bedeutung erfahren und eine ausgewogene work-life balance herstellen wollen. Denke mal an die vielen Artikel, in denen das verschrien ist. Warum nur? Du arbeitest weniger…schlecht für die Wirtschaft?? In den meisten Fällen ist es jedoch so, dass du zwar weniger, dafür aber konzentrierter und produktiver arbeiten wirst.
- Du wirst dich nicht mehr mit deinem Job identifizieren. Du bist nicht mehr Dein Job. Dein Ego braucht die Statussymbole nicht mehr. Folge? Weniger Manipulierbarkeit vom Außen, weniger Angst und Stress, weniger Konsumverhalten…schlecht für die Wirtschaft und all jene, die Macht über dich ausüben wollen.
Resümee
Ist Meditation also gefährlich?
Ja.
Aber nicht in dem Sinne, dass sie dir zwangsläufig schadet. Die meisten Gründe beziehen sich nicht auf dich. Gefährlich ist sie vor allem für die Systeme, die davon leben, dass du weiter „funktionierst“, stillhältst, konsumierst, dich anpasst.
Wenn du weiter einfach nur funktionieren und wie im Autopilot-Modus durch’s Leben laufen möchtest, dann lass die Finger von Meditation 😉. Denn sie wird dir ziemlich schnell zeigen, wo du gegen dich selbst lebst.
Solltest du dich jedoch mit dir selbst und dem großen Ganzen auseinandersetzen wollen, dann ist Meditation ein geeigntes Tool für dich.
Und gleichzeitig: Nein.
Meditation kann helfen zu heilen – indem sie dir erlaubt, Themen wirklich zu fühlen, zu sehen und dann loszulassen. Vor allem bietet Meditation die Chance toxische Verhaltens- und Denkmuster loszulassen. Sie schärft deine Wahrnehmung für das, was dir guttut – und was nicht.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Emotionen, Stress und Trauma oft einfach unterdrückt und weggearbeitet werden. Selbstreflexion ist für Viele keine Option. Aber genau das ist Meditation:
Meditation bietet einen anderen Lebensweg und – einstellung: bewusster, authentischer, heilsamer – aber manchmal eben auch herausfordernder.