Die letzten Jahre waren von großer Unsicherheit geprägt. Nicht nur die Pandemie, sondern die schnelle Veränderung der Außenwelt, ob das nun durch neue Technologien oder Zuwanderungen ist – wir sind gefordert.
Wir sind mit der Herausforderung konfrontiert, dass sich unsere Gesellschaft verändert und durchmischt. Wir sind nicht mehr die graue, homogene Masse, sondern durch und durch bunt. Wir treffen tagtäglich auf Menschen, die eine andere Mentalität haben, andere Werte, andere Überzeugungen.
Und das löst bei vielen Menschen Unsicherheit aus.
Da ist plötzlich etwas, das wir nicht kennen.
Und das kann Angst erzeugen.
Was machen wir, wenn wir Angst haben?
Wir ziehen uns in unsere Komfortzone zurück. Greifen nach Sicherheit, indem wir uns nur mit dem Bekannten auseinandersetzen. Machen zu für alles, was anders ist.
Die Konsequenz? Wir lassen uns von Angst leiten. Die German Angst übernimmt die Kontrolle. Dieses Misstrauen und die Skepsis allem gegenüber, was wir nicht kennen, ist für mich ein Merkmal von Deutschen. Natürlich trifft das nicht auf alle zu, aber lauscht mal in euch hinein, ob da vielleicht etwas dran ist.
Fragt euch folgende Fragen:
- Wann wart ihr mit Menschen konfrontiert, die sich von euch unterscheiden? Menschen, die Werte und Überzeugungen haben, die euch vollkommen unbekannt sind?
- Wo soll das hinführen, wenn junge Menschen auf einmal ihr Geschlecht ändern?
- Wo soll es hinführen, wenn wir uns immer weiter vom traditionellen Familienmodell entfernen?
- Was passiert mit der deutschen Kultur, wenn sie durch Zuwanderung mit anderen Kulturkreisen vermischt wird?
Was lösen diese Fragen in euch aus?
Wenn ihr über diese Fragen nachdenkt, dann seid ehrlich mit euch selbst.
Kommt Unbehagen auf? Dann lohnt es sich hinzugucken und zu reflektieren, welcher eurer Werte verletzt wird und/oder welche eurer Überzeugungen infrage gestellt werden.
Was passiert bei dem Gefühl von Unbehagen?
Je stärker es wird, desto schneller entwickelt es sich zu Angst. Angst, weil das Andersartige die eigenen Werte und Lebenseinstellungen infrage stellt. Angst, weil an dem, was wir bisher für richtig und wahr gehalten haben, gerüttelt wird.
Mir scheint, die Welt sei aktuell generell nicht für Menschen gemacht, die in irgendeiner Weise anders sind als das, was von der Mehrheit als normal definiert wird.
- Was ist überhaupt normal?
- Welche Normen haben wir aktuell in unserer Gesellschaft?
Buchempfehlung: Gabor Maté „Vom Mythos des Normalen“
Sie weichen auf, verändern sich und Veränderung weckt in vielen Menschen Unbehagen und Angst, weil der Ausgang des Prozesses ungewiss und nicht kontrollierbar ist.
Für viele Menschen ist es einfacher, sich dem zu verschließen und die eigene Komfortzone mit einer Mauer zu umranden. Geschieht dies, werden wir zum Gefangenen unserer Angst, die uns in alten Denk- und Verhaltensmustern begrenzt hält.
Auf Dauer funktioniert das aber nicht, denn das Leben an sich ist nunmal Veränderungen unterworfen, daran ist nicht zu rütteln. Veränderung bedeutet weiterzugehen. Du willst doch auch lieber einen Schritt nach vorne machen als ewig auf einer Stelle zu stehen oder?
Mir scheint als würden wir gerade (und das nicht nur in Deutschland) einen Schritt zurück machen. Manchmal braucht es das, um einen besseren Blick auf das, was jetzt ist werfen zu können und wir uns nochmal anschauen können, wie es war.
Für mich ist das allerdings keine Option 😉
Aktueller Bezug zum Thema
Ein paar Worte zu den aktuellen Demos, die direkt mit Andersartigkeit in Verbindung stehen:
Die aktuellen Demos sind wichtig und richtig, aber sie wirken meines Erachtens nur punktuell.
Ich wundere mich immer wieder, wie sie von Zeit zu Zeit aufploppen und dann wieder verschwinden. Dann geht jeder zurück in sein Leben und macht weiter wie bisher. Nachhaltig für Veränderungsprozesse ist das nicht.
Wenn also die Demos vorbei sind und Entscheidungen getroffen wurden, dann geht nicht zurück in den normalen Alltag.
Ich mache jetzt seit 6 Jahren FSJ Seminare und hier ist Inklusion immer ein großes Thema. An anderer Stelle werde ich noch einmal detaillierter darauf eingehen. Für heute jedoch möchte ich meine Vorstellung von Inklusion teilen: Es ist kein festes Konstrukt, denn sie unterliegt gesellschaftlichen Veränderungen. Was Inklusion aber vor allem ist:
Eine grundsätzliche Haltung und diese bedeutet für mich: Offen, vorurteilsfrei und neugierig auf andere zugehen, Gemeinsamkeiten finden und Kompromisse eingehen.
Zwei entscheidende Aspekte durfte ich in meiner beruflichen Laufbahn beobachten, die einen immensen Einfluss auf die inklusive Haltung hatten:
Es fehlt oft an
1. Wissen
und
2. Begegnung (Erfahrung) mit Menschen, die in irgendeiner Weise anders sind
Schritte zu einer inklusiveren Haltung
- Geht mit Menschen, die sich in irgendeiner Weise von euch unterscheiden ins Gespräch und findet eure Gemeinsamkeiten
- Lernt voneinander. Ich bin der Meinung, dass Jede*r von Jede*r*m lernen kann.
- Kommuniziert offen eure Fragen, Ängste, Hemmschwellen.
- Schaut euch euer Umfeld an: Zu wem fühlt ihr euch zugehörig? Wie sieht diese Gruppe aus?
- Wer in eurem Umfeld hat zum Beispiel eine Behinderung? Wer kommt aus einem anderen Kulturkreis? Wer gehört der LGBTQIA+ community an? Das sind nur ein paar Beispiele, aber schaut mal genau hin, wie homogen oder heterogen euer Umfeld ist.
- Seid ehrlich zu euch selbst: Welche Vorurteile habt ihr? Wie offen seid ihr wirklich? Wie fühlt ihr euch, wenn ihr Menschen begegnet, die ganz anders sind als ihr?
- Vielleicht möchtet ihr auch mal darüber nachdenken: Was ist überhaupt anders oder normal?
- Seid Vorbild und lebt eine offene, neugierige Haltung.
Unsicherheit und Angst verschwinden nicht über Nacht, es ist ein Prozess und daher ist es umso wichtiger, konstant an der eigenen Haltung zu arbeiten.
Verlasst eure Komfortzone und nochmal: Geht ins Gespräch mit Menschen, die anders sind als ihr und findet eure Gemeinsamkeiten heraus. Wer weiß, vielleicht entstehen hier wunderbare Freundschaften? 😉